Beispiele - Institut für Pysik

Einstein - Büste

Jenny Mucchi-Wiegmann (Genni):

Eine Künstlerin zwischen Italien und Deutschland erschuf diese Büste des Physikers Albert Einstein

Jenny Wiegmann wird am 1. 12. 1895 in Berlin (Spandau) geboren. Sie studiert bei August Kraus und Louis Corinth in Berlin, dann in München, und lebt danach bis 1930 in Berlin.

In dieser Zeit schafft sie bereits zahlreiche Werke und stellt u. a. in der Akademie der Künste Berlin aus. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris heiratet sie 1933 den Maler, Grafiker und Architekten Gabriele Mucchi (1899 Turin – 2002 Mailand). Beide siedeln Anfang 1934 nach Mailand über.

Jenny Wiegmann nimmt Mitte der 30er Jahre den Künstlernamen ‚Genni‘ an, mit dem sie von da an ihre Werke signiert. 1937 wird sie mit einer Goldmedaille auf der Weltausstellung Paris geehrt. Seit Januar 1944 bis zum Kriegsende ist Genni im italienischen antifaschistischen Widerstand tätig; gleichzeitig setzt sie ihre künstlerische Tätigkeit fast unvermindert fort. 1949 kehrt sie das erste Mal nach dem Krieg nach Berlin zurück. Ihr Ehemann ist 1956 – 1961 Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und 1961 – 1963 am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald. Von 1956 an arbeiten und leben beide alternierend in Mailand und Ostberlin, wo ihr die Nationalgalerie 1962 eine Ausstellung widmet.

1958/59 fertigt sie eine Büste von Albert Einstein nach  einem Plakat, welches sie 1956 im Büro des italienischen Architekten Luigi Cosenza (1905 – 1984) in Neapel gesehen hat. Der Guss erfolgt in der Kunstgießerei Lauchhammer (Spreewald). Die Büste wird am 13. 3. 1963 in der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow aufgestellt, denn zwischen Friedrich Archenhold (1861 – 1939) und Albert Einstein (1879 – 1955) hatten freundschaftliche Beziehungen bestanden.

Sie hat weitere Plastiken bekannter Persönlichkeiten geschaffen, etwa von Rosa Luxemburg (1956), Arnold Zweig (1962), Patrice Lumumba (1961; seit 2013 auf dem Garnisonkirchplatz in Berlin-Mitte) und Paul Dessau (1961; im Bestand der Kunsthalle Rostock). Gennis letzte größere Arbeit ist die ‚Schwimmerin‘ von 1969, eine Bronzeplastik in Lebensgröße. Ein Guss davon steht heute im öffentlichen Raum in Magdeburg; ein weiterer befindet sich ebenfalls in der Kunsthalle Rostock.

Die Künstlerin stirbt am 2. 7. 1969 in Berlin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Gabriele liegt sie auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde.

Ein Nachguss der Einstein-Büste kommt 1975 als Geschenk einer österreichischen Gewerkschaftsdelegation an den Rostocker FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) und steht zunächst im Haus der Gewerkschaften (Lange Straße). Der Bezirksvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft (in Person von Richard Baumann) übergibt sie 1979 auf einer Delegiertenkonferenz der Universitäts-Gewerkschaftsorganisation an die Universität Rostock. Die Universität hatte zu ihrer 500-Jahr-Feier 1919 eine Ehrendoktorwürde an Albert Einstein verliehen:

übrigens die erste, die er erhielt, und die einzige von einer deutschen Universität.

Die Büste wird im Institut für Physik am Universitätsplatz 3 vor dem Eingang zum Kleinen Physik-Hörsaal aufgestellt.

1973 heiratet Gabriele Mucchi erneut: Susanne Mucchi geb. Arndt. 1985 erhält er die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität Berlin.

Am 14. 9. 1991 wird der Erstguss der Einsteinbüste in der Archenhold-Sternwarte von Unbekannten gestohlen. 2003 taucht eine entsprechende Büste bei einem Potsdamer Antiquitätenhändler auf.

Der Händler beruft sich darauf, dies sei ein weiterer Abguss und nicht das gestohlene Exemplar. Der Gegenbeweis lässt sich nicht führen; letztendlich wird das Kunstwerk privat verkauft, und die Archenhold-Sternwarte geht leer aus.

Im August 2015 bezieht das Institut für Physik der Universität Rostock einen Neubau in der Albert-Einstein-Straße: damit kommt die Büste an ihren jetzigen Standort.

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